Krankheitsbilder

Hallux valgus

Der Hallux valgus ist auch als Ballengroßzeh oder Ballen bekannt. Er heiß übersetzt X-Großzehe und bezeichnet eine Abweichung der Großzehe im Grundgelenk nach außen.

Anders als vielfach angenommen, wächst dabei kein Knochen heraus. Vielmehr tritt durch eine Instabilität des 1. Mittelfußknochens das Köpfchen dieses Knochens nach innen (in Bezug auf die Längsachse des gesamten Körpers). Dies lässt den Fuß nicht nur kosmetisch unschön aussehen, auch bilden sich durch eine meist einhergehende Verbreiterung des gesamten Vorfußes (Spreizfuß) schmerzhafte Druckstellen und Entzündungen (Pseudobursitis) am herausgetretenen Köpfchen des 1. Mittelfußknochens (Ballen). Geliebte Schuhe passen allmählich nicht mehr.

Meist sind Frauen von der Deformierung betroffen (Häufigkeit im Vergleich zu Männern 4:1).

Anders als vielfach in den Medien behauptet, ist nicht das Schuhwerk an dieser Erkrankung schuld. Vielmehr handelt es sich um angeborene Konstellationen (Gelenkflächenstellung, Bindegewebsschwäche), die mit zunehmendem Alter verstärkt werden. Meist sind Ansätze der Fehlstellung bereits in jungen Jahren vorhanden und nehmen zu. Häufig finden sich in der nahen Verwandtschaft Menschen, die an dem gleichen Problem leiden, oder gelitten haben.

Allerdings verstärken sich die Beschwerden beim Tragen von z.B. Schuhen mit hohen Absätzen, da diese meist relativ schmal sind und durch die Fersenerhöhung den Vorfuß zusätzlich belasten.

Beim Hallux valgus helfen leider keine konservativen Maßnahmen. Wenn Beschwerden beginnen, sollte man mit der Therapie nicht lange warten. Durch die Fehlstellung über längere Zeit bilden sich Arthrosen und andere Folgeschäden (Überlastung der Mittelfußknochen der anderen Zehen, Hammerzehen, s.u.), die eine Korrektur nicht unmöglich machen, aber erschweren.

Die angebotenen, oft auch teuren Schienen und Orthesen können die Stellung des 1. Mittelfußknochen nicht korrigieren. Hierzu benötigt man eine Operation. Es stehen verschiedene operative Korrekturoptionen zur Verfügung abhängig vom Ausmaß der Instabilität des 1. Mittelfußknochens. Beispielhaft werden einige genannt:

  1. Operation nach Austin
    Durchtrennen (von seitlich V-förmig) und Verschieben des Mittelfußköpfchens nach  außen. Stabilisierung mit einem Titanstift
  2. Operation nach Scarf
    Durchtrennung des Schaftes des 1. Mittelfußknochens (liegend Z- förmige Formation) und verschieben des Anteile auf dem der große Zeh „steht“ nach außen. Stabilisierung z.B. mit zwei kleinen Titanschraben
  3. Operation nach Lapidus (Lapidus- Arthrodese)
    Korrektur der Instabilität durch Aufrichtung des 1. Mittelfußknochens im instabilen Gelenk und Stabilisierung (Versteifung) mit Platte und Schrauben

Bis die Knochen verheilt sind, dauert es lange. Dies geschieht genau wie bei einem Knochenbruch. Platten, Schrauben und Stifte halten den korrigierten Knochen in der gewünschten Position bis dieser fest verwachsen ist. Dieser Vorgang nimmt ca. 6 Wochen in Anspruch. Damit Sie als Patient den Fuß trotzdem belasten können, muss in dieser Zeit Spezialschuhwerk getragen werden. Im Anschluss wird das normale Gehen wieder neu erlernt. Dies benötigt nochmals ca. 4-6 Wochen. Mit einer Krankschreibung für 10-12 Wochen muss gerechnet werden. Für die Nachbehandlung ist Geduld erforderlich.

Weitere Details zu Operationen lassen sich unter www.gffc.de und anderen Quellen im Internet finden.

klassischer Hallux valgus mit Instabilität des 1. Mittelfußknochens in der Draufsicht mit herausgetretenem Köpfchen und „begleitender“ Hammerzehe 2
gut sichtbar der Hochstand des 1. Mittelfußknochens bei ausgeprägter Instabilität auch in der seitlichen Ansicht (gleicher Fall)
sichtbare Überlastung der Mittelfußknochen 2 und 3 (Hornhautschwiele), Großzehenstrahl (Mittelfußköpfchen der Großzehe) nimmt nicht mehr an Belastung teil (gleicher Fall)
6 Wochen nach Hallux valgus OP (Richtungskorrektur des 1. Mittelfußknochens)